Eine kurze Einführung in die „unsterile“ Pilzzucht

Wusstest du, dass Pilzzucht nicht per se unter Reinraumbedingungen stattfinden muss?

Mir war das lange nicht so wirklich klar. Vorallem der technische Aufwand hinsichtlich Substratsterilisation wirkte erschlagend. Die meisten Versuche sind seinerzeit gescheitert. Aber warum eigentlich und wie hat sich das geäußert?

Es wurde zwar Kaffeesatz benutzt, der war aber nicht mehr so wirklich keimarm. Die Menge an Brut und vorallem auch die Sortenauswahl passten nicht zum geplanten Ziel. Das Resultat war wie so oft verschimmeltes Substrat und nicht Ansatzweise eigene Pilze

Wie aber kann du jetzt ohne viel Aufwand eigene Pilze züchten?

Wenn du als Substrat Rohstoffe beziehst, die von sich aus schon relativ keimarm sind, dann ist die Ausfallwahrscheinlichkeit deutlich herabgesetzt. Statt lose Sägespäne eigenen sich z.B. Holzpellets besser für die unsterile Pilzzucht. Kaffeesatz ist durch den Brühprozess auch erstmal sehr keimarm. Stroh lässt sich mit unterschiedlichen Mitteln keimärmer machen. Stichwort ist hier die Pasteurisierung (z.b mittels Calciumhydroxid oder Heißdampf). Nährstoffärmere Substrate sind in der Regel weniger Schimmelanfällig.

Für all das benötigst du im kleinen Stil nur eine Schüssel oder Kiste zum mischen und Gefäße, die das Substrat aufnehmen. Desweiteren einen dunklen, warmen Ort (je nach Sorte ca. 22°C). Für die Herstellung des Substrats, mischst du nur die (pasteurisierten) Rohstoffe mit der Brut (zu Anfang am besten mit 10% bezogen aufs Substratgewicht) und füllst sie in die desinfizierten Gefäße. Anschließend nur für 2-3 Wochen an einen warmen dunklen Ort stellen, damit das Substrat durchwächst.

Rezept für Substrat mit Kaffeesatz (Seitlinge):

  • 1000g frischer Kaffeesatz
  • 100g Pilzbrut (z.B. Austernseitling)

100% Kaffeesatz funktioniert nur in kleinen Ansätzen (bis ca. 1,5 kg). Darüber hinaus empfiehlt es sich etwas zur Strukturierung hinzuzufügen. Dazu eignet sich z.B. gehäckseltes Stroh oder geschreddertes Altpapier. Die Strukturierung sorgt dafür, dass das Substrat nicht zu stark verdichtet und es seltener in der Mittel zu anaeroben Prozessen führt.

Bei der Arbeit mit Kaffeesatz gibt es ein paar wesentliche Dinge zu beachten:

  • Je frischer Desto besser (idealerweise vom gleichen Tag)
  • Kaffeesatz vom Espresso ist nicer (weniger feucht als Filterkaffee)
  • größere Mengen Kaffeesatz lassen sich mit einem Rühraufsatz für die Bohrmaschine zerkleinern